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Der Antichrist
So wie 1.Mose
3,15 einen ersten Hinweis auf Jesus Christus darstellt, ist hier auch von dem Samen
der Schlange bzw. des Teufels, der die Schlange als Werkzeug gebrauchte, die
Rede. Wenn dies auch öfters für Menschen benutzt wurde, die sich offensichtlich
vom Teufel bestimmen und kontrollieren ließen (vgl. unter anderem Joh. 8,44;
Apg. 13,10), so trifft dies doch besonders auf einen ganz bestimmten Menschen
zu, der am Ende der Zeiten auftreten wird: Der letzte Weltherrscher, für den sich die
Bezeichnung
Antichrist eingebürgert hat.
1. Aussagen über diese Person im Buch
Daniel
Daniel schreibt von einer Art Vorgänger, einem Vorläufer des Antichristen.
Die Berichte dazu finden sich in Dan. 8,9-14.23-25 und 11,21-35.
Diese Person ist uns in den vorangehenden Kapiteln schon begegnet, es handelt
sich dabei um die Gestalt des Antiochus IV. Epiphanes, ein seleukidischer
Herrscher, der Jerusalem eroberte, den Tempel entweihte und etwas mehr als drei
Jahre (167-164 v. Chr.) den Opferdienst verbieten konnte, bevor er schließlich
geisteskrank starb.
Kennzeichnend für ihn waren (ebenso wie für den kommenden Herrscher):
- sein Kampf gegen Israel bzw. gegen dessen Gott (Dan. 8,10.11.24b.25; 11,22.28.30)
- die Entweihung des Tempels und Abschaffung des Opferdienstes (Dan. 8,11; 11,31)
Dennoch handelt es sich bei all diesen Stellen nur um ein Abbild, nicht schon
um den Antichristen selbst:
- Daniel 8,9 zeigt, dass er aus dem Ziegenbock (= das Griechische Reich) entsteht
- V.14 gibt seine „Frist“ mit 2300 Abenden und Morgen an, was unabhängig davon,
ob man dies als ganze oder halbe Tage versteht, mit der Frist des Antichristen
(3 ½ Jahre, 42 Monate bzw. 1260 Tage - Dan. 9,27; 12,7; Off. 13,5) nicht
übereinstimmt
- die in Kapitel 11 bis Vers 35 (einschließlich) genannten Details haben sich
bereits unter Antiochus erfüllt und wären teilweise (vgl. insbesondere Verse
29.30) für den Antichristen auch nicht recht vorstellbar
Der Antichrist selbst wird in Daniel an
folgenden Stellen erwähnt:
- Dan. 7,8-11.19-26
- Dan. 9,26.27
- Dan. 11,36-45
Zusammengefasst lassen sich folgende Merkmale/Eigenschaften erkennen:
- Basis seines Aufstieges ist das wiedererstandene Römische Reich (Dan. 7,8.24), siehe
dazu „Europa“
- er schließt einen Bund mit Israel (Dan. 9,27)
- er achtet weder den Gott seiner Väter noch irgendeine sonstige herkömmliche
religiöse Autorität (Dan. 11,37)
- dagegen lästert er den wahren Gott und kämpft (nach dem Bruch des Bündnisses)
gegen dessen Volk, entweiht den Tempel (Gräuel der Verwüstung) und schafft den
Opferdienst ab (Dan. 7,25; 9,27; 11,36)
- gewinnt in kriegerischen Auseinandersetzungen neue Länder (Dan. 11,40-44)
- seine (als Antichrist offenbare) Herrschaft währt insgesamt 3 ½ Jahre (Dan. 9,27)
Anmerkungen:
- „Gott seiner Väter“ aus Daniel 11,37:
Das hebr. Wort für Gott ist hier „elohim“, was sowohl Gott in
Bezeichnung für den wahren Gott, als auch (Heiden-)Götter bedeuten kann. Dieser
Ausdruck (Gott seiner Väter) kommt noch an anderen Stellen der Bibel vor
und bezeichnet jedes Mal den Gott Israels, so dass die Vermutung nahe liegt,
dass diese Bedeutung auch an dieser Stelle vorliegt. Das ließe aber wiederum
vermuten, dass der Antichrist jüdischer Herkunft sein könnte.
- „Gräuel der Verwüstung“ aus Daniel 9, 27:
Dies wurde bei den Ausführungen über Israel und den neuen Tempel schon
erläutert, siehe dort.
- Zur „Frist“:
Siehe hierzu „Sonstiges“ – „Die Dauer der antichristlichen Herrschaft“.
2. Die Erwähnung des Antichristen in der
Offenbarung
(zu der Bedeutung dieser Stellen in Bezug auf das letzte Weltreich siehe „Europa“)
Zunächst Kapitel 13:
Einige Aussagen sind bereits aus Daniel bekannt:
- er erhält von dem Drachen (= Satan) seine Macht (V.2)
- wird angebetet (V.4.8.12)
- lästert Gott (V.5.6)
- vernichtet die Heiligen (V.7)
Neue bzw. deutlichere Informationen:
- vollkommene Macht (V.7):
Nach einer gewissen Zeit, zu der sowohl die freiwillige Machtübertragung durch
die zehn Könige als auch die kriegerischen Eroberungen gehören, hat der Antichrist Macht über die ganze Erde. Im Gegensatz zu den früheren Reichen wird diese
Macht wirklich total und umfassend sein.
- das „tödlich verwundete Haupt“ (V.3):
Wie schon gesagt, stellen nach Off. 17,9 die Häupter Könige dar. Der
Antichrist ist das 7. Haupt (einer von den Sieben -
17,11). Offenbar erhält er bei seinem ersten Auftreten eine tödliche Verwundung
(Schwertwunde - 13,3.12.14). Als der achte Herrscher
(17,11) steigt er dann wieder - nach einer „wunderhaften“ Heilung - aus dem
Abgrund herauf (11,7; 17,8). Das Wort „Abgrund“ bezeichnet den Verwahrungsort
der Dämonen (9,1ff; Lk. 8,31) und macht klar, dass es sich hier um reale
Vorgänge bzgl. der Person des Antichrist handelt und nicht lediglich um das
überraschende Wiedererstehen des Römischen Reiches, wie es manche Ausleger
bisweilen verstehen.
In diesem Sinne war das Tier (bei seinem ersten
Auftreten), ist nicht (nachdem es die tödliche Wunde erhalten hat) und wird
wieder sein (wenn es aus dem Abgrund emporsteigt). Diese Vorgänge werden
mit ein Grund für die Anbetung sein (17,8), ein weiterer Hinweis auf eine
wörtliche Bedeutung. Es ist in gewisser Weise ein teuflisches Gegenbild zur
Auferstehung Jesu Christi.
- „666“ (V.18):
Die Zahl 666 kommt nur an einer Stelle der Bibel direkt vor, es ist Offenbarung
13,18.
Danach handelt es sich bei dieser Zahl um die Zahl des Tieres bzw. des
kommenden Antichristen.
Nach Vers 17 ist die Zahl des Tieres (das gilt auch für den Namen selbst)
zugleich das an mehreren Stellen genannte Mahlzeichen (Off. 13,16; 14,9; 19,20;
20,4): Wer dieses Mahlzeichen nicht annimmt, ist vom wirtschaftlichen Leben
ausgeschlossen, andererseits kommt die Annahme einer Anbetung des Antichristen
gleich, so dass Jesus deutlich davor warnt, diese Zahl anzunehmen.
Bezüglich der Deutung gibt es zwei grundlegende Richtungen:
+ symbolische Deutung:
Diese Richtung weist darauf hin, dass die Zahlen in der Bibel oft eine
symbolische Bedeutung haben. 7 = Vollzahl, 3 = göttliche
Dreieinigkeit usw. Auch die Zahl 666 wird daher symbolisch verstanden. Es gibt
hier mehrere Auslegungen, z.B. soll in dieser Zahl der Versuch (und das
Scheitern) Satans ausgedrückt werden, gleich zu werden wie Gott.
+ wörtliche Deutung:
In den alten Sprachen hatten die einzelnen Buchstaben oft zugleich einen
bestimmten Zählwert. Dies hat sich in den lateinischen Zahlzeichen (I, V, X
usw.) bis in unsere Zeit erhalten. Ähnlich war dies im Hebräischen und im
Griechischen. So konnte man einen Namen verschlüsseln, indem man die Summe der
einzelnen Buchstabenwerte angab. Wer eine Vermutung hatte, wie der Name
lautete, konnte dies leicht nachprüfen; ein Außenstehender hatte aber so gut wie keine
Möglichkeit auf den Namen zu kommen, da es meist mehrere Varianten gab. Auch in
diesem Bereich gibt es natürlich mehrere Deutungen, von denen bislang
keine 100% überzeugen konnte.
Allerdings halte auch ich eine wörtliche Bedeutung für zutreffend.
Für die
dann lebenden Christen wird es eine zusätzliche Bestätigung über die Person des
Antichristen sein.
- „der falsche Prophet“ (V.11-17):
Dies ist die einzige Stelle, die ausführlich von der „rechten“ Hand des Antichrist spricht. Er wirkt v.a. auf eine Anbetung des
Antichrist hin, auch durch dessen Bild,
das errichtet wird. Des Weiteren veranlasst er die Menschen, das Zeichen
anzunehmen, ohne das die Teilnahme am Wirtschaftsleben nicht mehr möglich sein
wird. Viele Ausleger sehen mit Recht in der Gruppierung Drache, Antichrist,
falscher Prophet ein satanisches Gegenbild der göttlichen Trinität.
b) Off. 17,3.7-17:
Zu der Frau siehe unter „Sonstiges“.
Zu den Häuptern siehe das oben Gesagte.
3. Stellen aus anderen biblischen Büchern
2.Thes. 2,1-12:
Paulus liefert hier eine gute und prägnante Beschreibung seines Wirkens:
- erhebt sich über Gott, gibt sich im Tempel als Gott aus (V.4)
- tritt in der Kraft des Satans auf, bewirkt große Zeichen und Wunder (V.9)
- er wird offenbart werden zur bestimmten Zeit (V.6.7)
Zu dem letzten Punkt hat Paulus offensichtlich bei einem Besuch in Thessalonich
nähere Ausführungen gemacht, die nicht mehr erhalten sind, es gibt dazu mehrere
Deutungsversuche.
1.Joh. 2,18-22; 4,3; 2.Joh. 7:
Dies sind die einzigen Stelle in der Bibel, wo dieser letzte Weltherrscher als
Antichrist bezeichnet wird. Da der Name das Wesen dieser Person so vortrefflich
beschreibt („an-Stelle-von-Christus“),
hat sich der Begriff allgemein eingebürgert.
Jeder, der leugnet, dass Jesus der gottgesandte Messias ist, hat den Geist des
Antichristen, der schon in vielen offenbar wurde, wie Johannes schreibt. Es
gab und gibt, wie schon Jesus sagte (Mt. 24,24), viele falsche Messiasse, doch werden
sie alle in dem letzten ihre Zuspitzung und Vollendung erfahren.
Hesekiel 38 und 39:
Hesekiel sieht in einer Vision einen endzeitlichen Kampf um Israel und
Jerusalem. Meinem Verständnis nach geht es hier um nichts anderes als um den
Angriff des Antichrist , so dass dieser mit dem in Hesekiel erwähnten Gog identisch wäre
(siehe auch „Israel“).
Joh. 5,43:
Jesus spricht davon, dass die Israeliten, die ihn nun ablehnen, später einmal
einen anderen annehmen werden. Ist dieser „andere“ nur ein Synonym für die
zahlreichen falschen Messiasse oder spricht Jesus von einer bestimmten Person?
Wird diese Stelle im Zusammenhang mit dem Bündnis gesehen, liegt ein Hinweis auf den Antichristen nahe.
Sach. 11,15-17:
Sacharja beschreibt hier in einer Vision einen schlechten Hirten, der, nachdem
der gute Hirte abgelehnt wurde, über Israel herrscht.
Off. 6, 2:
Diese Stelle zeigt einen siegreichen Reiter auf einem weißen Pferd mit einem
Bogen. Manche sehen darin Jesus, aber Jesus konnte das Buch ja gerade erst nach
seinem Sieg öffnen, warum sollte er dann erneut als Sieger erscheinen?
Weiterhin steht diese Person zu sehr in einer Reihe mit den folgenden Reitern
(Ruf der Gestalten, Übergabe von Macht), als dass sie für Jesus Christus stehen
könnte. Das hier verwendete Wort „Siegeskranz” wird zwar auch im christlichen
Sinne öfters verwendet, aber z.B. auch bei der Beschreibung des
Heuschreckenheeres. Umgekehrt wird die Bezeichnung für die „Kronen”, die der Antichrist trägt, aber auch für Jesu Siegerkrone benutzt, so dass hieraus allein keine
Rückschlüsse gezogen werden können. Das weiße Pferd weißt eher auf eine
Imitation Jesu hin, der später tatsächlich auf einem weißen Pferd erscheint
(Off. 19,11ff.). Der Bogen erscheint als Hinweis auf Hes. 39,3. Wenn es sich hier
tatsächlich um den Antichristen handelt, so wird der Beginn seines Auftretens
(1. Siegel) die Endzeit im eigentlichen, engeren Sinne einläuten.
Zusammenfassend:
Der Antichrist tritt kurz vor Jesu Wiederkunft auf.
Basis seines Aufstieges ist das wiedererstandene Römische Reich.
Schließlich erlangt er Macht über die ganze Erde.
Er vollbringt in der Kraft Satans große Zeichen und Wunder und bekämpft Israel
und die Christen.
Ein paar Gedanken zum Schluss:
Es hat in der Geschichte nicht an Versuchen gefehlt, bestimmte Personen mit der
Gestalt des Antichristen in Verbindung zu bringen. Doch all diese, egal ob
Römische Kaiser, Napoleon, Hitler etc., waren bestenfalls Vorläufer, Schatten
des kommenden Herrschers.
Wer diese Vorhersagen für ganz utopisch hält, sollte einmal 80 Jahre
zurückblicken und sich die Vorgänge im Dritten Reich betrachten. Wie schnell
konnte hier mit (aus unserer heutigen Sicht) primitiven Mitteln eine
unglaubliche Massenhysterie erzielt werden? Nimmt man die heutigen
Kommunikationsmittel wie Fernsehen, Internet etc. hinzu, so lässt sich leicht
vorstellen, wie es einmal sein könnte. Durch die moderne Technik sind auch
Vorhersagen, wie z.B. über das „Zeichen“, die in früheren Zeiten kaum denkbar
gewesen wären, technisch durchaus erfüllbar geworden. Wichtig ist, dass die Bibel hier von einer wirklichen Person, nicht
lediglich von einer Ideologie oder ähnlichem schreibt. Wer jedoch diese Bibelworte
kennt und eng bei Jesus lebt, wird sich von den falschen Wundern und der
falschen Faszination nicht täuschen lassen.
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